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Bremen - Stuttgart - Bremen 2021

Dienstag, 11. Mai 2021

Von Welmerskirchen am Südrand des Ruhrpotts bis Neuwied am Rhein, 120 km

Schon früh erwache ich in meinem romantischen kleinen Tälchen. Wie erwartet, hat es nachts geregnet und das Tal liegt in leichtem Nebel. Nach Müslifrühstück und Zusammenpacken geht es los. Teilweise rollt es von alleine auf feinem Schotter bergab, teilweise ist es ganz schön anspruchsvoll auf schmalem Weg mit glitschigen Wurzeln und Steinen, rauf und runter. An einem kleinen, steilen Anstieg zwischen zwei Bäumen passiert es: ich rutsche weg, bleibe stecken und stürze nach links, ohne aus dem Klicki zu kommen. Mit der linken Nierengegend pralle ich gegen den Baum. Tut weh, aber nicht so dolle. Ein kleiner Warnschuss, besser aufzupassen. Das tue ich dann auch und steig lieber öfter mal ab.

2021-05-11_Radtour-Bremen-Stetten_Sony-R

Es geht weiter durch das schnuckelige Tal, noch kein Mensch unterwegs, ab und zu quere ich eine Straße. Dann ändert sich der Charakter massiv: hier wurde viel Holz eingeschlagen. Es türmt sich am Wegrand. Der Weg ist jetzt breit ausgebaut für große Transporter. Mir kommt das Tal, es heißt jetzt Eifgenbachtal, wie verletzt dadurch vor. Ich frage mich, ob es nicht schonendere Methoden des Einschlages und Abtransportes gibt.

 

Auf dem hässlichen Weg muss ich einen Berg hoch. Oben quere ich eine Straße. Auf der anderen Seite bin ich das Monstrum von Forstweg los. Es geht flach über einen Bergrücken. Am Ende beginnt ein Trail, auf dem ich aber schnell umdrehe, den auch hier haben Forstmaschinen gewütet und der Weg ist unpassierbar. Ich finde aber eine gute Alternative. Auf gemütlicher Landstraße geht es durchs Dhünntal, rechts und links bewaldet, im Talgrund eine grüne Aue, als plötzlich aus dem Nichts eine riesige Kirche auftaucht, der Altenberger Dom. Auf mich wirkt er wie ein Fremdkörper, der Herr wird sich aber hoffentlich gefreut haben, als seine Schäfchen ihn erbaut haben.

Es geht weiter durch das schnuckelige Tal, noch kein Mensch unterwegs, ab und zu quere ich eine Straße. Dann ändert sich der Charakter massiv: hier wurde viel Holz eingeschlagen. Es türmt sich am Wegrand. Der Weg ist jetzt breit ausgebaut für große Transporter. Mir kommt das Tal, es heißt jetzt Eifgenbachtal, wie verletzt dadurch vor. Ich frage mich, ob es nicht schonendere Methoden des Einschlages und Abtransportes gibt.

2021-05-11_Radtour-Bremen-Stetten_Sony-R

In Odenthal gibt es ein zweites Frühstück vom Bäcker, das ich auf dem Bänkchen vor dem Bauamt einnehme, Blick auf den zentralen Verkehrskreisel mit beachtlichem Verkehrsaufkommen.

 

Die Prellung in der Nierengegend macht mir doch etwas zu schaffen. Sobald es etwas steiler hochgeht und ich Kraft aufwenden muss, fährt mir ein Stich rein. Also immer schön runterschalten. So komme ich noch mehr in den gewünschten Genussmodus und zuckle durch die Gegend. Auch ein Schulterblick nach rechts geht irgendwann nicht mehr, ohne dass sich die „Niere“ meldet.

 

Hinter Bergisch Gladbach geht es durch weite Wälder. Es bleibt jetzt flach. Ich passiere die Wahner Heide, auch landschaftlich schön, aber neben den Wegen liegt noch viel Munition rum. „Absolutes Betretungsverbot“ warnt der Stubenälteste. Hätten sie ihr Zeug, mit dem sie rumgeballert haben, doch längst mal wieder brav einsammeln können. Ich quere die Einflugschneise des Köln-Bonner Flughafens. Nichts los, wie schön.

 

Nach Troisdorf kann ich endlich den langen Eugen und bald schon auch die Friedrich-Ebert-Brücke über den Rhein sehen. Noch ist es ein Stück durch die Siegauen und dann am Rhein entlang.

Wahner Heide

Erstaunlich viele Menschen strahlen mich freundlich an. Schon auf der ganzen Tour. Ich interpretiere es so, dass ich nicht der Coronaregelbrecher für sie bin, sondern vielmehr der Vorbote, dass bald wieder Dinge möglich sind, die wir schon so lange vermissen. Ein gutes Gefühl für mich und ich strahle auch gerne zurück.

 

In Bonn besorg ich mir ne Pizza und ein alkoholfreies Weizen, die ich im Hofgarten verzehre, mich an die großen Friedensdemos von 1981 und 1983 erinnernd, mit Gert Bastian, Petra Kelly und Harry Belafonte. Oskar Lafontaine und andere Ikonen waren auch mit dabei. Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte SPD-Mitgliedern verboten, an der Demo teilzunehmen, wenn ich das richtig erinnere. Was für eine autokratische Einstellung. Ich war damals zur ersten Demo mit meiner Friedensgruppe von der Uni Hohenheim mit dem Schiff angereist. Unser Motto war: „Helmut, wir kommen, wenn´s sein muss auch geschwommen.“

Leichter Regen setzt ein und ich radle den majestätisch dahinfließenden Rhein flussauf. Mir begegnen meine ersten beiden Reiseradler, ein freundlich grüßendes Pärchen. Schöne Orte auf meiner und der anderen Flussseite, ab und zu ein Schlösschen, das Friedensmuseum von Remagen und Brückenreste gibt es zu sehen. Der Radweg läuft meist direkt am Ufer. Erst der Abschnitt vor Andernach ist nicht so prickelnd. Bei Neuwied wechsle ich auf die östliche Seite und baue mein Zelt doch lieber nicht direkt am Ufer, sondern auf einer großen, blickgeschützten Wiese auf.

Zeltplatz bei Neuwied
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