Bremen - Stuttgart - Bremen 2021
Montag, 10. Mai 2021
Von Davensberg im Münsterland bis Welmerskirchen am Südrand des Ruhrpotts
Es hat in der Nacht noch geregnet. Jetzt am Morgen ist es trocken, aber bewölkt und wieder frisch. Durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet fahre ich auf kleinen Sträßchen gen Wuppertal. In Nordkirchen deck ich mich beim Bäcker mit Frühstück ein, das ich auf einem Bänkchen am Rand der Straße nach Selm vertilge. Dann taucht am Horizont das Kraftwerk Datteln auf. Erst seit Kurzem fertiggestellt ist es schon jetzt ein Monument einer fehlgeschlagenen Klimaschutzpolitik und hat in meinen Augen Schrottwert.
Ich komme an den Dortmund-Ems-Kanal, aber, auweia, er führt über eine Brücke hoch über mir und ich steh unten im Schwarztal. Zum Glück gibt es einen steilen Pfad, den ich mein Rad hochwuchte, und schon steh ich oben am einsamen Ufer. Zu früh freue ich mich, am Kanal entspannt Strecke machen zu können, denn eine Baustelle zwingt mich wieder runter ins Tal. Zurück am Kanal erreiche ich das Kraftwerk, das keinen besonders aktiven Eindruck macht und mit moderner Industriearchitektur glänzt und seine katastrophalen Auswirkungen auf das globale Klima kaschiert.
Entlang einer großen Straße nähere ich mich dem Ruhrpott. Hinter Castrop-Rauxel geht es ein Stück durch ein schnuckeliges Tälchen. Hinter Bochum lande ich auf einem steil bergab führenden Singletrail, der mich mit meinem gut beladenen Rad etwas ins Schwitzen bringt. Kurz darauf führt mich meine Route auf dem Kleinbahnradweg inklusive spärlich beleuchtetem Tunnel. Wuppertal scheint mir Ruhrpott pur: kleine, dicht gedrängte, aber gepflegte und charamnte Arbeiterhäuser, Kleinkinder in Windeln spielen direkt neben der Straße, Autoreigen werden rumgerollt. An der Wurstbude ist allerdings nichts los. Aus dem Tal der Wupper führt ein supersteiler Schotterweg, den ich tapfer hochkurble, bis ich auf den letzten 50 m doch scheitere und nicht weniger anstrengend schieben muss. Oben ist eine romantische Hochebene mit Pferdekoppeln und blumengesäumten Pfaden.
Über Remscheid komm ich nach Wermelskirchen und ins hübsche romantische Tal, des Braunberger Baches. Ich finde einen schönen Zeltplatz und kann mich und meine Radelhose endlich mal waschen. Kaltes Wasser und Waschlappen – danach fühle ich mich wie neu geboren.