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Von Bremen über Limburg an der Lahn nach Stuttgart und zurück nach Bremen, Juni/Juli 2022

Freitag, 17. bis Montag, 20. Juni 2022

Erster Abschnitt: Bremen bis Limburg an der Lahn

Nach meinen zwei Monaten in Kirgisistan und drei Monaten in Südafrika letztes Jahr will ich dieses Jahr eine etwas weniger abenteuerlastige Radreise unternehmen. Den Anlass bietet eine dreitägige Arbeitssitzung mit meinen Kolleg*innen aus den Umweltministerien des Bundes und der Bundesländer, nach gut zwei Jahren Coronapause, in denen wir uns per Videokonferenz austauschten, erstmals wieder live und zwar in Limburg an der Lahn.

 

Für mich ist es nicht das erste Mal, dass ich mein Rad als "Langstreckendienstfahrzeug" nutze. So war ich schon nach Dresden, Dessau, Nürnberg und Berlin geradelt. Ich finde es sehr faszinierend, dass Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden - hier sogar mein Broterwerb. Der Schritt zum Radprofi ist nicht mehr so weit;-). Da die Sitzungen immer von Dienstag bis Donnerstag dauern, brauche ich auch nur einen Tag Urlaub nehmen, den Montag, und kann am Wochenende davor und danach, einschließlich meinem freien Freitag, mit dem Rad meine Heimat erkunden. Mein Arbeitgeber gibt mir sogar Kilometergeld dafür.

Wenn ich schon in Limburg bin, dann will ich auch noch weiter bis zu meiner Mutter in die Nähe von Stuttgart. Dort treffe ich dann auch noch meinen Bruder, meine Schwägerin und meinen ältesten Neffen, die aus Berlin anreisen.

Ich entscheide mich für meinen Alu-Crosser, der mich schon durch das Atlasgebirge in Marokko, Sardinien und den Iran getragen hat. Dazu leichte Bikepacking-Ausrüstung mit Zelt, aber ohne Kochgedöns. Da ich für die 450 km von Bremen nach Limburg vier Tage Zeit habe und Lust darauf, verkehrsarme Wege zu erkunden, plane ich Gravelstrecken ein.

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Den ersten Abschnitt habe ich mit dem Routenplaner CXBerlin geplant. Im norddeutschen Flachland führt er mich auf wundervolle kleine Weglein und ich finde die Route genial. Nach 100 km und einer Einkehr in einem Landgasthof finde ich ein schönes Zeltplätzchen auf einer Lichtung im Osterwald bei Espenkamp.

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Am nächsten Morgen quere ich den Mittellandkanal und frühstücke in Lübbecke in einer Bäckerei. Jetzt geht es auf einem Waldweglein rein in das Wiehengebirge. Rein und rauf. Immer steiler rauf. Zu steil. Ich muss schieben. Meine Begeisterung für den Gravelroutenplaner schwindet. Der Weg verliert sich in Holzeinschlagflächen. Das macht keinen Spaß mehr und wird mir leider heute und morgen noch mehrfach passieren. Es gibt enorme Forstschadensflächen. Auf Wege wird beim Beräumen oft keine Rücksicht genommen. Das bekomme ich jetzt zu spüren. Da kann der beste Routenplaner nicht viel daran ändern. Dafür stört kein Autoverkehr. Das ist schon auch was wert. Und die vielen schönen Ecken und Ausblicke, wie hier vom Wiehengebirge nach Süden:

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Vor Paderborn hat mein Routenplaner noch eine weitere, schöne Überraschung für mich: er lotst mich mitten durch einen riesigen Truppenübungsplatz. Der ist zwar nicht eingezäunt. Die Warnschilder und Absperrungen sprechen jedoch eine deutliche Sprache und ich lande für rund zwanzig Kilometer auf einer öden, breiten Betonpanzerstraße. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich mir ne schönere Strecke gesucht.

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Vorbei geht es an Schloss Neuhaus. Leider viel Verkehr hier und außerdem sehr heiß heute. Ich sehne mich nach einem lauschigen Plätzchen und einer erfrischenden Dusche. Badestellen sind mir bislang noch keine untergekommen. Ich checke das Internet und finde einen wunderbaren Ort: die Alte Mühle bei Wewelsburg im sehr idyllischen Almetal bei einer sympathischen älteren Dame und ihrem unterhaltsamem Sohn. Bei Unkenrufen kippe ich zwei große Apfelsaftschorle in mich rein. Und auch mein Rad findet Anschluss (125 km, 1.100 Höhenmeter).

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Vorbei geht es an Schloss Neuhaus. Leider viel Verkehr hier und außerdem sehr heiß heute. Ich sehne mich nach einem lauschigen Plätzchen und einer erfrischenden Dusche. Badestellen sind mir bislang noch keine untergekommen. Ich checke das Internet und finde einen wunderbaren Ort: die Alte Mühle bei Wewelsburg im sehr idyllischen Almetal bei einer sympathischen älteren Dame und ihrem unterhaltsamem Sohn. Bei Unkenrufen kippe ich zwei große Apfelsaftschorle in mich rein. Und auch mein Rad findet Anschluss.

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Durch schöne Wälder und weite Höhen geht es weiter gen Süden. Ich lande auf einem anmutigen kleinen Waldweglein. Im dichten Laubteppich ist der Weg kaum auszumachen. Ich bin ganz angerührt bis der Weg jäh an einer Kahlschlagfläche endet. Der Weg wird zur Tortur. Forstmaschinen haben alles kreuz und quer gepfügt. Viel Altholz liegt rum. Ich brauche für zwei Kilometer rund eine Stunde und bin ziemlich genervt. Irgendwann bin ich wieder auf befestigten Waldwegen und beschließe, mich für den Rest meiner Tour an größere Wege und auch Radfernwege zu halten. Ich möchte doch ganz gerne genießerisch dahinradeln, als mich mit krassen Überraschungen abmühen.

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Die nächsten Kahlschläge, von denen es doch recht viele gibt, schaue ich mir von außen an. Ich lande im Möhnetal, esse ein Eis in Brilon und erklimme das Rothaargebirge, vorbei am Kahlen Asten. Da es nachts und morgen regnen soll und ich keine Lust auf ein nasses Zelt habe, gönne ich mir in Dodenau im Edertal (100 km, 1.700 Höhenmeter).

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Am nächsten Vormittag ist es regnerisch, aber ich komme gut voran durch das Gladenbacher Bergland und  den Westerwald auf dem Hessischen Radfernweg R8, gut ausgeschildert, keine größeren Überraschungen, aber auch nicht mehr so abgelegen. Am Abend, mittlerweile scheint auch wieder die Sonne, erreiche ich Limburg an der Lahn.

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