#028 - Türkei (Teil 7, von Antalya nach Kappadokien)
20. Mai 2025: Von Obruk nach Inçesu
Gestern beim Radeln hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass mein Bauch, soviel Unwohlsein er mir bereitet, nicht nur der beste Bauch ist, den ich habe, sondern auch der beste und wichtigste Teil meines Körpers und meines Selbst. Denn dort sitzt mein emotionales Zentrum, mit all meinem Schmerz und Leid, aber auch Glück, Freude und Liebe. Und mit all meiner Weisheit.
Ein Riesenschritt, denn bislang gelang es mir kaum, dass mein Verstand dies erkannte. Dabei ist doch sonnenklar, dass nur ein gefühlsmäßiger Zugang zu Schmerzen und Unwohlsein dazu führen, dass Traumata sich lösen können. Oder? Hinterher ist es immer einfach.
Heute morgen wache ich etwas matschig auf. Das alarmierte Gefühl im Bauch und auf der Haut, schon fast die Regel bislang am Morgen, ist weg. Ich nehme eine gewisse Schwere und Traurigkeit war. Ein altes vertrautes Gefühl. Es hat eine Wärme und Wahrhaftigkeit. Ich durfte, wollte es nie zeigen. Es fehlte das passende Gegenüber. Bin ich selbst das jetzt geworden?
Nach Frühstück und Zusammenpacken schaue ich mir die Karawanserei, jetzt ein schickes Hotel, an. Eyüd, der mir gestern grünes Licht zum zelten vor der Moschee gegeben hat, winkt mich rein und zeigt mir die Räumlichkeiten. Wirklich sehr schön und dem Alter des Gemäuer angepasst renoviert. Auch aufs Dach darf ich steigen.
Weiter geht's über einen flachen Hügel und dann nahezu topfeben, zwischen erhebender Weite und langweiliger Einöde. Auch die bietet kleine Schönheiten am Wegesrand: bunte Blumen, mal ein Esel, vier Störche, Wiedehöpfe, alte Lehmgemäuer.
In der Ferne kann ich schon die nächsten Berge ausmachen. In meiner Richtung ein kugelförmiger Vulkan, der Hasan Dağ, dreitausendzweihundert Meter hoch.
In Sultanhanı schaue ich mir die nächste Karawanserei an. Ein beeindruckend massives Gebäude, gut erhalten.
Weiter gen Osten. Vor Inçesu bequemen sich drei große Kangalhunde, mich anzubellen. Ich bleibe ruhig und fahre langsam weiter. Nach einem guten Stück lassen sie ab von mir. Ich fahre ruhig weiter. Dann kommen sie nochmal und einer beißt links in meine Radtasche, der andere rechts und reißt, wie ich später feststelle, ein ordentliches Loch. Schöner Mist.
In Inçesu frage ich auf der Straße, wo ich zelten kann. Der erste zeigt sonstwo hin. Da wäre eine Wiese. Der zweite, ein junger Typ, nimmt mich mit zur Moschee. Der Imam lässt mich in einem Lehrraum schlafen. Sehr nett.