#024 - Türkei (Teil 3, von Istanbul nach Afyon)
Seltsame Geräusche meines Antriebes bescheren mir einen Extratag in Istanbuler Radläden. Doch dann setze ich mit der Fähre von Istanbul Yenikai über bis nach Yalova und setze meine Radreise durch Anatolien fort. Hübsche Täler und Seen wechseln sich ab mit langweiliger Landschaft. Es wird immer ländlicher und abgelegener, ursprünglicher. Einladungen zu Cay und nette Begegnungen häufen sich.
21. April 2025: Von Iliçaksu nach Kınık
Heute geht es gleich wieder hoch auf 1.400 Meter. Die Steigung ist aber viel angenehmer. Verkehr gibt es praktisch keinen. Und die Landschaft ist schön.
So zuckel ich ganz langsam voran und gucke mal, wie es mir eigentlich gerade so geht. Tja, nicht so gut. Die Woche in Istanbul war beeindruckend, ich war aber auch irgendwie gestresst und nicht gut bei mir. Die Tage danach gab es schöne Erlebnisse. Irgendwie aber auch Monotonie und Enttäuschung. Ich hätte mir mehr Ursprünglichkeit gewünscht. Die Option umzudrehen und wieder nach Hause zu radeln, taucht vor meinem inneren Auge auf und gewinnt an Attraktivität.
Das Außen ist heute super. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Sanfte Hügel und Berge. Kleinteilige Landwirtschaft mit Mäuerchen und Hecken, kleine ursprüngliche Dörfer, park- und heideartige Weiden mit vereinzelten Bäumen, dazwischen mal ein schöner See. Schöne Fernsichten. Ich mache viele Pausen und komme langsam in einen Genussmodus und merke, ich bin doch ganz glücklich bei dem, was ich gerade mache.
Nach einem kurzen Anstieg stehe ich plötzlich mitten in einem Tagebau. Scheint nichts los zu sein. Ein Typ wäscht sein Auto in einer Halle. Ich frag ihn nach dem Weg und schon bin ich zum Çay eingeladen. Der Tagebau ist riesig, versteckt sich aber in der romantischen Hügellandschaft. Kohleabbau. Nur zwölf Menschen arbeiten hier. Einer davon der Koch, der uns ein "Eis" bringt: Griesbrei mit einem Klecks Vanilleeis. Lecker und genau das, was ich gerade brauchen kann.
Ich finde den Ausgang nicht. Kein Wunder, die halbe Landschaft ist umgewühlt, eine verfallene Moschee steht zwischen den Verwerfungen. Ich muss nochmal zurück. Die Hinweise auf türkisch bleiben etwas kryptisch. Ich entkomme jedoch und finde einen Zeltplatz auf einem Hügel mit schöner Rundumsicht.