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#009 - Montenegro und Kosovo

Von Foča in Bosnien-Herzogowina im Schnee durch das Drina- und Piva-Tal bis Plužine und weiter Nikšič, Taxifahrt nach Žabljak, durch die Tara-Schlucht nach Mojkovac, über die Grenze auf 1.800 m in den Kosovo und bis Bajram Curri in Albanien

10. Januar 2025: Von Peja nach Bajram Curri (Albanien)

Schande über mich Weichei. Seit einer Woche hab ich nicht mehr im Zelt übernachtet. Es war auch nahezu unmöglich, oder zumindest sehr herausfordernd. Wegen der Schneelage. Die steile Topographie spielt auch mit. Doch jetzt bin ich tief genug, kein Schnee in Sicht, und es ist flach. Es ist etwas Regen angekündigt und schon merke ich, ich will lieber ein Zimmer.

Ich guck mir ein Hotel in Bajram Curr aus. Schick und günstig, das heißt 35 €. Sechzig Kilometer sind es bis dahin. Nur kleinere Berge. Ich freue mich auf einen entspannten Tag, bin weniger mit mir selbst und meinem inneren Chaos beschäftigt und offener und neugieriger für die Außenwelt.

Auf der vierspurigen Straße ist einiger Verkehr. Anfangs finde ich das noch ganz okay. Ich werde zwar eng überholt. Doch fühle ich mich gesehen und respektiert. Nach sieben Kilometern reicht es mir jedoch und genau hier biegt ein asphaltiertes Nebensträßchen ab. Die Landschaft ist flach. Hinter mir die schneebedeckten Berge, die ich gestern gequert habe. Es gibt was zu gucken: alte Holztore, Schrottplätze, ein Denkmal zum Kosovokrieg, ein Radweg.

In Deçan mach ich Kaffeepause. Mal wieder ausschließlich Männer. Alle Kurzhaarfrisur. Rauchen, trotz Nichtraucherschild (ganz klein). Ich will zahlen, doch der Wirt winkt ab. Vom Nachbartisch kommen Blicke und die Hand aufs Herz. Ich bin gerührt. Nicht nur wegen der Einladung, sondern auch wegen der Herzlichkeit, die mir zuvor verborgen blieb.

Bei meinem ganz persönlichen Traumwetter - dunkle und helle Wolken am blauen Himmel - geht es rauf und runter gen Albanien. Tolles Licht beleuchtet schöne Landschaften im Wechsel mit Tristesse. Der kosovarische Grenzer ist nicht so gesprächig wie sein Kollege gestern. Dafür braucht er mindestens genau so lange. Auf der albanischen Seite vermisse ich eine Kontrolle.

Begrüßt werde ich von alpiner Berglandschaft. In der Ferne warten Regenwolken. Ich schaffe es aber trocken bis Barjam Curri in mein Hotelzimmer. Allerdings muss ich vorher über einen Bergrücken, dann runter in eine tiefe Schlucht, eine abenteuerliche Straße, und auf der anderen Seite wieder steil hoch und endlos bergauf durch den Ort.

Ich kaufe mir eine neue SIM-Karte, damit das Thema mal Ruhe hat.

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