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Marokko 2023 - Von Imilchil nach Zagora, 6. bis 10. März 2023

Montag, 6. März 2023

Von Imilchil nach Agoudal (35 km, 400 hm)

Süper tranquille und fast flach

Nach dem gestrigen langen Tag mit über 2.000 Höhenmetern lasse ich es heute ruhiger angehen und rolle ganz gemütlich durch das breite Bergtal bis Agoudal. Von dort will ich morgen den Tizi n´Ouaro in Angriff nehmen. Die Landschaft ist immer noch eher winterlich und ich vermisse etwas grün. Es gibt aber schöne Kontraste der Bergdörfer mit den schneebedeckten Gipfeln.

 

In Agoudal kehre ich schon früh am Nachmittag in der Auberge Chez Ibrahim ein und genieße den Rest des Tages im schönen Innenhof erst bei Tee, Keksen und Erdnüssen, später dann bei der üblichen Tajine.

Dienstag, 7. März 2023

Von Agoudal ins Dadestal (90 km, 1.000 hm)

Durch Schnee und Eis über den Tizi n´Ouaro

ch bin gespannt, wie ich heute über den hohen Schneepass komme. In Agoudal ist es vollkommen ruhig, als ich losfahre. Nein nicht ganz: in der Ferne bellt ein Hund, irgendwo anders kräht ein Hahn und auch ein Moped knattert. Das war es dann auch. Auch sonst ist nicht viel los. Der eine oder andere Esel ist unterwegs. Zwei Jungs latschen die Straße lang, zu irgendeinem Kif = Dorf, das aber nirgendwo zu sehen ist. Auf den kargen Feldern arbeiten vereinzelt Menschen mit einfachen Werkzeugen.

 

In drei Stufen geht es von 2.300 auf 2.900 m hoch. Ein Auto überholt mich auf der gut ausgebauten, asphaltierten Straße und kommt irgendwann wieder zurück. Der Beifahrer signalisiert deutlich: alles gesperrt. Als nächstes kommt ein Bully mit einem Pärchen vorbei. Wir unterhalten uns kurz und nett. Auch sie kommen bald wieder zurück, meinen jedoch, mit dem Rad käme ich wohl durch. Dann kommt ein etwas größeres Wohnmobil, deutsches Kennzeichen. Ich sehe jetzt schon die Passhöhe und habe das Rad durch Wagenspuren über das ein oder andere kleinere Schneefeld geschoben. Das Wohnmobil bleibt etwa 500 m vor der Passhöhe stecken. Der Schnee zwischen den Wagenspuren, sie stammen von einem Bagger, der oben auf dem Pass steht, liegt zu hoch. Ich kann mein Rad jedoch ganz gut bis zur Passhöhe schieben.

Von der anderen Seite kommt ein junges französisches Pärchen in einem kleinen Wagen mit Vierradantrieb entgegen. Ich teile ihnen meine Einschätzung mit, dass sie es schaffen könnten. Und das tun sie dann auch, wie ich von oben sehen kann.

 

Auf der anderen Seite des Passes ist die Straße nur eine schmale Piste, ziemlich matschig vom schmelzenden Schnee. Dafür ist die Aussicht grandios. Die Piste führt über die kargen Berghänge oberhalb einer tief eingeschnittenen Schlucht. Zwei deutsche Radler, vier französische Motorradfahrer und auch ein normaler marokkanischer PKW kommen mir entgegen. Aber bald herrscht wieder Ruhe und die Piste windet sich abenteuerlich hinab in die Schlucht. Diese weitet sich, bunte Dörfer und Felder wechseln sich ab, sehr malerisch. Es wird auch immer grüner.

Ein Marokkaner will wissen, ob ich über den Pass gekommen bin. Auch zwei deutsche Motorradfahrer halten mich an und ich erzähle ihnen, wie es oben aussieht. Sie wollen am nächsten Tag probieren, über den Pass zu fahren. Ich kehre ein für einen Tee und ein Omelette. Leider verschwindet dabei meine Mütze. Wurde wahrscheinlich vom Wind weggeblasen. Schade, aber nicht so schlimm.

 

Es folgt ein weiterer Schluchtabschnitt, der mit der beeindruckenden großen Schleife. Es folgen wieder hübsche Dörfer und kleinteilig angelegte Felder, die im Licht der nun schon tief stehenden Sonne leuchten. Kurz hinter der Gorge, einem schmalen Einschnitt, in dem sich Fluss und Straße den engen Raum zwischen den teilweise überhängenden Felsen teilen, nehme ich ein Zimmer im Riad Kasbah des Roches.

Mittwoch, 8. März 2023

Im Dadestal (28 km, 400 hm)

Ich rolle langsam durch den unteren Teil des Dadestales, vorbei an den Affenfingern. Es ist der romantischste und schönste Teil des Tales, der mir schon vor vierzig Jahren so gut gefallen hat. Gefühlt ist hier so viel Verkehr wie in den ganzen letzten zwei Wochen zusammen. Klar, viele Touris, auch in Wohmobilen und umgebauten LKWs, aber es lässt sich aushalten. Schon am frühen Nachmittag kehre ich kurz vor Boumalne Dades in der Auberge Jardins du Dades ein und mache noch einen kleinen Spaziergang durch die grünen Felder.

Donnerstag, 9. März 2023

Vom Dadestal nach N´Kob (95 km, 1.300 hm)

Über das Saghro-Gebirge

Es ist schon morgens schön warm und ich frühstücke auf der Terrasse meiner Unterkunft in der Sonne. In Boumalne du Dades wechsle ich Geld und kaufe etwas Proviant. Im Zentrum reihen sich wie für Marokko typisch viele Lädchen aneinander und es ist viel Leben auf der Straße. Verkehr ist dagegen kaum, obwohl es sich um die Hauptstraße von Ouarzazate nach Er-Rachidia handelt.

 

Raus aus der Stadt nervt der Verkehr dann doch etwas. Ich folge der Straße jedoch nur fünf Kilometer und biege dann nach Süden Richtung Sagrho-Gebirge, Tizi n´Tizazert und N´Kob ab. Zwischen den noch flachen Hügeln gibt es kleine Oasen mit modernen zwei- bis dreistockigen Häusern und vielen Mandelbäumen. Hinter mit verschwinden die schneebedeckten Berge des hohen Atlas im Dunst. Sonst haben die kargen Berge nicht so viel zu bieten.

Die Straße windet sich allmählich auf einen ersten Zwischenpass mit rund 2.000 m. Zum Hauptpass zieht es sich ewig hin und ganz schlapp komme ich auf 2.300 m an und biege ab zu dem kleinen Café mit toller Aussicht. Und was sehe ich da: ein bepacktes Reiserad. Es gehört Jeff aus Kendall in England. Ein lustiger Kerl, der schon seit ein paar Wochen im Süden Marokkos unterwegs ist. Wir tauschen uns angeregt über unsere Erfahrungen aus. Das passt ganz prima, denn er will dahin, wo ich gerade war und umgekehrt.

 

Der südliche Teil des Saghro-Gebirges ist viel interessanter als der nördliche. Er erinnert mit seinen geschichteten Bergen, steil erodiert, etwas an den Grand Canyon. Bis N´Kob geht es noch durch ein grünes Tal und eine öde Ebene. In N´Kob sind sehr viele Menschen auf der Straße und es herrscht Volksfestatmosphäre. Der Wirt meines Maison d´Hote erklärt mir, dass es sich um den lokalen Karneval handelt. Vor allem junge Menschen so zwischen zehn und fünfzehn sind traditionell gekleidet: Jungs mit weißem Umhang und weißem Turban, Mädchen in weißen Kleidern, weißen Schleiern und bunten Kopftüchern, verziert mit bunten Bommeln und silbrigem Metallschmuck.

 

Ich spaziere etwas umher und schaue mir das Treiben an. Ich werde viel gegrüßt, aber kein einziges Mal aufdringlich.

Freitag, 10. März 2023

Von N´Kob nach Zagora (105 km, 400 hm)

Durch das Draatal

Leichter Rückenwind bläst mich über die eher reizarme Strecke bis ins Draatal. Dort biege ich auf die Nebenstrecke an der östlichen Talseite ab. Riesige Palmengärten prägen das Tal. Sie machen einen etwas vertrockneten Eindruck auf mich. Auch der Charme der Dörfer hält sich in Grenzen, eine Mischung aus gut erhaltenen und verfallenen Lehmbauten, modernen Gebäuden und Baustellen. Dafür freuen sich die Kinder sehr, sobald sie mich erblicken. Manchmal wird mir das etwas zuviel.

 

Tatsächlich taucht in einem Ort ein Café auf. Eine Handvoll Männer isst aus einer großen Schale Couscous. Mir reicht ein Tee und ein Gespärch mit einem Hochschüler, der ganz gerne sein Englisch ausprobiert.

 

Zagora erreiche ich auf der breiten Hauptstraße mit Radfahrstreifen. Die Auberge Paradis Touareg hält, was sie verspricht. Mich empfängt ein wunderschöner Garten und die nobelste Unterkunft meiner bisherigen Reise, 600 Dirham für Halbpension.

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