#022 - Türkei (Teil 1, von Griechenland bis nach Istanbul)
Mit neuem Hinterrad geht es über die Grenze in die Türkei. Das Land, seine Menschen strahlen einen freundlichen, herzlichen und lebendigen Vibe aus. Damit habe ich nicht gerechnet, genieße es jedoch sehr. Zwischenstopp in der Bike Academy in Lüleburgaz. Ich verabschiede mich von Hans, der nach Norden abbiegt, und radle alleine weiter bis Istanbul, 15 bis 20 Millionen Einwohner*innen, so genau weiß das niemand.
8. April 2025: Von Lüleburgaz nach Safaalan
Nach einem Ruhetag nehme ich Abschied von Lüleburgaz, einem gastlichen und interessanten Ort mit einem Leiter Inanç, der an Enthusiasmus, Ideenreichtum und Engagement kaum zu überbieten ist, von seinem schauspielerischen Talent ganz zu schweigen.
Abschied auch von Hans, mit dem ich über zwei Wochen zusammen geradelt bin. Wir hatten viel Spaß und gute, persönliche Gespräche. Mir hat es sehr gut getan, einen Begleiter zu haben. Ich fühlte mich gestärkt. Mein Faible für Sorgen und Ängste hatte deutlich weniger Raum. Hans hat eine ganze Woche mit mir in Alexandroupoli ausgeharrt, bis mein Ersatzlaufrad eintraf. Für dieses großherzige Geschenk bin ich ihm sehr dankbar. Auch dafür, dass er seine Sorgen und Nöten mit Partnerin und Firma, zweimal Ex, geteilt hat, für sein offenes Ohr, seinen Humor und den Mut, sein Leben auf den Kopf zu stellen.
Der Abschied ist emotional und etwas verloren radle ich gen Osten, Hans gen Norden, Bulgarien. Es flackert auf, das Gefühl Einsamkeit. Es traut sich aus der Verborgenheit. Ein weiterer Schritt in meinem Wachsen.
Die Landschaft ist nicht so inspirierend. Riesige Felder. Stetiges Auf und Ab. Mal ein hübsches Flüsslein. In den Dörfern werde ich zum Çay eingeladen. Yussuf, der ein paar Brocken englisch spricht, fragt mich nach Erdoğan. Ich will eigentlich keine politische Diskussion, wackle aber mit Kopf und Hand und gucke skeptisch. Zustimmendes Nicken. Ich frage zurück. Er mag ihn nicht. Ich sage: Autokrat. Er wiederholt das Wort für die anderen am Tisch und alle nicken zustimmend und freuen sich. Ich mich auch.
Nach fünfzig Kilometern beginnt ein Waldstück. Ganz hübsch. Auf die Dauer etwas langweilig. Etwas mehr Verkehr mit LKW fordert einen Teil meiner Aufmerksamkeit. An einem kleinen See baue ich mein Zelt auf.