#021 - Griechenland (Teil 9, von Thessaloniki nach Alexandroupoli)
Von Thessaloniki fasse ich mein nächstes Ziel, die Türkei und dort die Bike Akademie in Lüleburgaz, ins Auge. Wegen eines Freilaufschadens schaffe ich es aber nur bis Alexandroupolis, 70 Kilometer vor der türkischen Grenze. Dort ist Zwangspause angesagt, bis das Ersatzlaufrad eintrifft. Dafür habe ich unterwegs Hans aus den Niederlanden getroffen, mein Jahrgang, und wir verstehen uns prächtig, haben Spaß und gute Gespräche, kochen uns leckeres Essen. Ich bin entspannt und meist gut gelaunt. Der Weg entlang der Küste ist meist etwas langweilig. Es gibt jedoch auch sehr schöne Abschnitte.
29. März bis 3. April 2025: Auszeit in Alexandroupoli
Warten auf das Ersatzrad. Nichtstun in Gesellschaft von Hans. Gute Gespräche über persönliche Themen. Witze. Flanieren. Das Nötige erledigen. So gehen die Tage dahin. Ich bin entspannt und genieße das Sein. Würde ich das alleine auch hinbekommen? Ich vermute: nein.
Am Sonntag drehen wir eine Runde durch die Stadt und inspizieren den Campingplatz. Ruhig, wenig los, am Meer, nettes Restaurant. Abends kommt die junge Brasilianerin vorbei, die sich um das Hostel kümmert. Wow, was für ein Temperament, welche Herzlichkeit, welche Begeisterung. Fast wie von einem anderen Planeten.
Am Montag, nach drei Nächten in einem kleinen Hostel, ziehen wir auf den Campingplatz um. Einkaufen, kochen, das reicht. Gute Nachrichten von Tune: das Laufrad ist unterwegs. Soll am Donnerstag eintreffen. Wir könnten dann am Freitag weiter, nach sieben Tagen in Alexandroupoli.
In der ersten Nacht auf dem Campingplatz regnet es. Am Morgen stelle ich fest, dass es unter meiner Isomatte nass ist. Das ist nicht das erste Mal. Auch zwischen Zelt und Unterlage ist es nass. Das Wasser drückt durch den Zeltboden.
Muss das sein? Warum passiert das mir? Es zieht mich runter. Ich ärgere mich und bin frustriert. Es kommt jedoch noch ein anderes, tief festsitzendes Gefühl dazu. Im Gespräch mit Hans zeigt es sich. Wenn etwas nicht gut läuft, fühlt sich das für mich an wie eine Strafe. Eine Strafe und ich weiß nicht, wofür. Das rüttelt an meinem Selbstwert und an meiner Lebensfreude.
Immer wieder rutsche ich da rein. Woran das liegt, die Antwort fällt mir nicht schwer. Vieles als Kind fühlte sich für mich wie eine Strafe an und ich wusste nicht, wofür. Ich sehe auch eine Verbindung, dass ich leicht Schadenfreude empfinde und es mir Erleichterung verschafft, wenn andere Pech haben. Das kann mal gut tun. Eigentlich finde ich das aber blöd. Auch wundert es mich vor diesem Hintergrund nicht, warum ich dazu neige mir auszumalen, was alles schief gehen könnte.
Am Dienstag schaue ich beim Radladen vorbei, zu dem das Laufrad geliefert wird. Am Mittwoch gehen Hans und ich in das moderne und überschaubare archäologische Museum, direkt gegenüber vom Campingplatz. Ansonsten gibt es nichts zu tun. Wir haben ein nettes Plätzchen unter dem Vordach des geschlossenen Restaurants gefunden. Dort können wir auch bei Regen sitzen und uns leckeres Essen kochen.