#018 - Griechenland (Teil 6, Kreta und Athen)
Ich radle über den Westen von Kreta, fahre mit der Fähre zurück nach Piräus und verbringe zwei Tage in Athen.
11. März 2025: Ankunft in Piräus und Radläden in Athen
Es ist noch dunkel, als die Fähre in Piräus ankommt. Zwischen den rangierenden LKW wühle ich mich von Bord. Mein Lenker steht etwas schief. Seltsam. Dann sehe ich, mein Rückspiegel fehlt. Mist! Zurück aufs Schiff. Kein Spiegel weit und breit. Auch die Einweiser wissen nichts. Schade. Das Rad war umgefallen. Das erklärt alles.
Ich warte vor dem Bike Lane Workshop, bis er aufmacht. Er bietet seine Dienste auf warmshowers.org an und ich hatte schon Kontakt. Während ich warte, gehe ich in mich. Ich habe nicht wirklich Hoffnung, dass mein Problem mit der Bremse gelöst wird. Meine Gedanken und Phantasien:
- Der Typ hat keine Ahnung.
- Er ist mir unsympathisch.
- Es dauert ewig.
- Ich habe es nicht verdient, dass die Bremse reibungslos funktioniert.
- Warum so viele negative Gedanken?
- Ich habe Angst, dass sie reibungslos funktioniert. Das kann ja nur ein inneres Bild sein. Was wäre, wenn meine Energie und Lebensfreude frei fließen würde? Was macht mir an der Vorstellung Angst?
Vassili ist der Hammer! Super nett und kompetent. Schöner Laden. Seine Frau, die auch im Laden arbeitet, versorgt die Kundschaft mit Kaffee, Kefir und Keksen. Die Bremsen bekommt er leider nicht wieder fit. Kein Wunder, denn ich habe sie noch nie gepflegt. Für drei Stunden Arbeit will er fünf Euro. Wir einigen uns auf zehn. Er erzählt noch, dass das Haus verkauft werden soll. Das würde sein Lebenswerk vernichten. Richtig doof.
Er schickt mich zu einem Hope-Händler, Kassimates. Ich muss zurück in Piräus. Themis, der Mechaniker, ist auch ein netter, kompetenter und engagierter Typ. Er kümmert sich unmittelbar um mein Rad, obwohl es brummt in der Werkstatt. Als er hört, wie lange ich schon mit der Bremse fahre, ohne mich um sie zu kümmern, freut er sich. Genau deswegen wäre er Hope-Fan. Er schraubt fast zwei Stunden an den Bremsen rum, telefoniert wegen Ersatzteilen, klärt mich auf. Freundlich, entspannt, sympathisch. Mein Gefühl: er kümmert sich, als wäre es sein eigenes Rad. Die Bremsen funktionieren danach wieder. Doch rät er mir dringend, die Kolben und Dichtungen auszutauschen. In Athen wird das nichts, denn die Ersatzteile sind nicht verfügbar. Der Plan: ein Radladen in Thessaloniki, wo ich in etwa einer Woche bin, beschafft die Teile und baut sie ein. Er versucht anzurufen. Keiner da. Er sucht mir die genauen Teilenummern und Explosionszeichnungen raus und mailt sie mir.
Zwanzig Euro will er dafür. Krass günstig. Da ich noch Pedale kaufe, die Lager meiner eigentlich neuen schwächeln schon, bleiben zwölf Euro übrig, denn er rundet die Summe großzügig ab.
Es ist jetzt fünf. Den ganzen Tag hab ich in Fahrradläden verbracht. Hungrig fahre ich in mein Hostel.