#017- Griechenland (Teil 5, Ruhetage auf Kreta)
Ich gönne mir zwei Wochen Auszeit in einer Ferienwohnung an der Südküste von Kreta. Entspannen und Nichtstun. Raus aus dem Weltreisemodus und seinen Anforderungen. Kleinere Ausflüge zu Fuß, per Rad und Bus. Begegnung mit mir selbst. „You can´t cycle away from yourself.” (frei nach Bob Marley)
4. März 2025: Ausflug nach Heraklion
Heute geh ich so früh aus dem Haus, dass ich den Bus nach Heraklion um 7:25 doch eigentlich bekommen müsste, auch wenn er deutlich früher als im Internet angegeben abfährt. Dankbarerweise warten schon drei Leute an der Haltestelle. Ja, bestätigt einer, sie warten auf den Bus, aber nicht den öffentlichen nach Heraklion, sondern ein,der sie zur Arbeit bringt.
So geschieht es und ich stehe alleine an der Haltestelle. Kein Linienbus in Sicht. Im Internet steht einer um 8:55. Komisch. Was jetzt. Zumindest weiß ich mittlerweile, dass gestern Feiertag war, Beginn der orthodoxen Fastenzeit. An anderen Werktagen ist jetzt ein Bus morgens um 7:35 angegeben. Was für ein Durcheinander.
Ich beschließe, zurück nach Hause zu gehen, zu frühstücken und den Bus um 8:55 zu nehmen. Ist früh genug. Und es weht ein empfindlich kühler Wind aus Norden. Ich dreh mich nochmal um - da kommt doch tatsächlich jemand und stellt sich an die Haltestelle. Ich also wieder zurück. Frag nach dem Bus. Ja, der käme in zehn bis zwanzig Minuten. Die Haltestelle füllt sich. Zehn junge Leute. Müssen wahrscheinlich in die Schule.
Ich merke, diese Unklarheiten sind nicht so ganz meines. Das macht mich flatterig. Ich fühle mich ausgeliefert und unsicher. Irgendein altes Angstmuster wird getriggert. Warum tue ich mir das an? Keine Ahnung. Ich sehe keine wirkliche Alternative dazu.
Wir müssen alle nochmal umsteigen. Der neue Bus ist rappelvoll, jetzt neunzig Prozent Grauhaarige. Es geht in die Berge. Entspannt bin ich immer noch nicht. Muss mich bemühen, die Aussicht zu genießen. Einige bekreuzigen sich während der Fahrt. Mehrfach und immer mal wieder. Scheint tief zu sitzen, der Glauben, die Angst, die Hoffnung.
In Heraklion ist es bedeckt. Der Bus hält einmal in der Diaspora, nur eine Frau steigt aus, und biegt dann ab, wieder raus aus der Stadt. Wohin bloß, ej? In einem Vorort steigt die Hälfte aus. Ein Fahrgast klärt mich auf - es geht anschließend ins Zentrum.
Noch ein Stressfaktor: für die Rückfahrt gibt es zwei unterschiedliche Startorte. Das Internet sagt: "check the departure station". Nur wie? Ich sehe mich schon hilflos durch Heraklion irren. Die Auskunft der netten Busbegleiterin war leider nicht so ganz eindeutig. Am Busbahnhof, der Endstation, bekomme ich endlich die klare und beruhigende Auskunft, dass die Busse hier abfahren.
Zu Fuß rein ins Zentrum, zu meinem Lieblingscafé. Danach ins Archäologische Museum. Ich bin schnell wieder berührt von den Ausstellungsstücken. So viel Schönheit entstand damals, vor vielen Tausenden von Jahren, unter sehr einfachen Lebensbedingungen. Das erfüllt mich mit tiefer Bewunderung, öffnet mein Herz. Die Objekte zeugen von tiefer Emotionalität und Verbundenheit. Objekte, die praktischen Wert hatten, zum Gebrauch bestimmt waren, sind immer auch ästhetisch gestaltet und verziert. Faszinierend.
Die schiere Masse erschlägt mich. Im oberen Stockwerk torkle ich nur noch durch die Ausstellung. Zurück zum Busbahnhof. Es regnet. Im Süden dann pure Sonne am blauen Himmel.