#014 - Griechenland (Teil 2)
Von Metéora geht es weiter zum nächsten kulturellen Hotspot – Delphi. Eine Überführungsetappe über ein paar Berge, auf verkehrsarmen Hauptstraßen oder auch mal maroden Nebenstraßen. Der Frühling zeigt sich immer mehr, zwar nicht beim Wetter, aber bei der Vegetation.
10. Februar 2025: Von Metéora nach Ano Agoriani
Die ersten fünfzig Kilometer von Kalambaka bis Karditsa entlang einer großen Straße sind recht öde. Nur teilweise gelingt es mir, auf kleinere Parallelstraßen auszuweichen. Schotter ist okay. Auf Matschlöcher habe ich aber keinen Bock. Der Verkehr auf der Hauptstraße ist zum Glück nur mäßig. Es ist flach. Ich komme flott voran. Noch lange sehe ich die Felsen von Metéora im Rückspiegel.
Da es nicht viel zu gucken gibt, schaue ich mal, was in mir so los ist. Zwei Beobachtungen mache ich. Zum einen nehme ich wahr, dass die oft maroden, ungepflegten, halbfertigen Häuser mir irgendwie Angst machen. Keine rechte Ahnung, was das bedeutet. Angst vor der Armut, dem Mangel, der dahintersteckt? Eigentlich finde ich es eher gruselig, wenn die Fassaden gepflegt und perfekt sind. Auch bei meinen Eltern zuhause war (und ist) es immer sauber und ordentlich. Das war wichtig. Wie es den Menschen geht, eher weniger. Was macht mir also an der Unordnung Angst? Vielleicht hat es mit einer Angst meiner Eltern zu tun, die sie veranlasst hat, so viel Wert auf Sauberkeit und Ordnung zu legen? Ich lasse das mal sacken.
Das zweite Thema ist meine innerliche Leere, die ich heute gut im Unterbauch spüre. Sie saugt auch Kraft und Energie aus dem Brustkorb. Ich habe ein Problem mit Essen. Ich esse wenig und gebe mir nicht viel Mühe, gutes Essen zu bekommen. Dabei liebe ich gutes Essen, darf gerne einfach sein. Zusammen mit Freund*innen ist dafür Raum. Warum bin ich alleine für mich so nachlässig? Habe dafür im Moment auch keine Antwort.
Die Berge rücken näher. Es wird einsam, die Landschaft abwechslungsreicher. Baumwollfelder. Photovoltaikflächen. Zum Tagesabschluss geht es sehr einsam bergauf, unter einer neuen Eisenbahnbrücke durch, an zwei alten vorbei. Zügen fahren keine. Dafür drehen Düsenjäger Kreise am Himmel. Im Abendlicht baue ich mein Zelt auf. Sehr weit in der Ferne höre ich Kirchenglocken und irgendwo auch Hunde. Ab und zu ein Auto oder ein Flugzeug, leider unvermeidlich. Sonst ist es komplett still. Der helle Mond steht bereits am Himmel.