#033 - Georgien (Teil 1, von Aparçay TR, nach Batumi)
Die Ausreise aus der Türkei hält unangenehme Überraschungen für mich bereit. Dafür empfängt mich Georgien mit schönen Tälern, freundlichen Menschen und einer eigenständigen, harmonischen Atmosphäre ohne Superprojekte und mit viel altem Charme ohne übermäßigen Verfall.
8. Juli 2025: Von Aparçay nach Bozali
Es fällt mir sehr schwer aufzubrechen. Von Lust auf Radfahren und die Welt erkunden keine Spur. Am liebsten würde ich mir die Decke über den Kopf ziehen und mich ganz klein machen.
Gründe dafür finde ich mehrere. Ich bin nach der gemeinsamen Zeit mit Christine und Hendrik wieder alleine unterwegs. Ich war krank. Ich hatte ein paar Tage ein gemütliches Bett. Ich verlasse nach drei Monaten die Türkei. Ich fahre in ein neues, unbekanntes Land.
Meine Verunsicherung darf sein. Unruhiger Bauch. Druck auf der Brust. Irgendwie auch schwere Trauer, die sich nicht zeigen und lösen mag. Es liegt noch was Schwereres darunter. Entsetzen. Der kleine Kai, alleine in der fremden Welt, verloren, schutzlos. Das Gefühlsteckt tief in mir.
Am Çıldırsee nehme ich die kleine Straße am Westufer. Meist gut fahrbar, Teile aber auch sehr holprig. Pause in Çıldır. Übern Berg mit Aussicht auf eine imposante Schlucht statt durch den Tunnel zur Grenze.
Meine Hoffnung, dass mein Überschreiten der Aufenthaltsdauer von neunzig Tagen egal ist, zerschlägt sich. Ich muss für fünf Tage nachzahlen. 9.500 TL. Das sind 206 Euro. Meine Info von der Polizei in Çukurca, dass es fünfzig Dollar kostet bis zu dreißig Tagen, lag daneben. Die Prozedur ist mühsam. Latscherei, bis ich die richtige Stelle zum Einzahlen finde. Zum Glück akzeptiert der Beamte Euros, denn der Geldautomat gibt mir kein Geld. Rund ne Stunde dauert die Prozedur.
Auf der georgischen Seite geht es fix. Die Grenzbeamtin ist zurückhaltend, schenkt mir aber ein kurzes Lächeln. Der Zöllner rüttelt an meiner Essenstasche. Das war´s.
Noch zehn Kilometer und ich finde ein windgeschütztes Plätzchen im Wald.










