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#049 - Bulgarien (Teil 3, von Varshets nach Dusanovac, Serbien)

12. November 2025: Von Kula, Bulgarien, nach Dusanovac, Serbien

Es gelingt mir ganz gut, sofort zu stoppen, wenn ich ein Foto machen will. Oder sogar wieder ein Stück zurückzufahren. So auch heute beim recht entspannten Dahinradeln in den sanften Hügeln entlang der serbischen Grenze. Doch ich nehme auch eine deutliche Stimme in mir wahr: "Los, weiter, weiter!"

Hä? Was soll das? Danke erstmal für das deutliche Signal. Was bedeutet das? Wohin will dieser Teil von mir? Und warum so ungeduldig? Keine Antwort. Es scheint mir eher darum zu gehen, von etwas weg zu kommen. Doch von was? Das Gefühl sitzt im unteren Bauch. Auch eine Klammer ums Herz. Eine Angst. Angst zur Ruhe zu kommen. Angst zu entspannen. Angst zu fühlen. Daher: weiter, weiter! Aktion, Aktion!

Interessant. Das darf so sein. Ich mache nichts damit. Und werde ein bisschen ruhiger, kann die Landschaft besser genießen. Danke, schön.

Heute ist der erste Jahrestag meiner Reise. Vor genau einem Jahr bin ich in Bremen losgeradelt. Das war echt ein dickes Brett. Bin schon etwas stolz darauf, was ich alles geleistet und gelernt habe, freue mich darüber und bin gespannt, was noch alles kommt. Passend zum Freudentag scheint die aufgehende Sonne in mein Zelt und wärmt mich. Sie trocknet, zusammen mit dem auffrischenden Wind das Zelt. Das schätze ich sehr.

In Kula kauf ich ein und hoffe, das ich mit Karte zahlen kann, denn Leva hab ich keine mehr. Natürlich strikt das Internet. "ATM" sagt die Verkäuferin. "Euro?" Frage ich. Sie nimmt meinen Zwanziger. Begeistert ist sie nicht. Das Restgeld, gut fünf Euro, und alle meine Münzen schenke ich der jungen Frau vor dem Laden, die mich beim Reingehen angezettelt hat. Sie strahlt übers ganze Gesicht.

Auf der Straße gen Norden ist nichts los. Flache, wellige Hügellandschaft, Felder, Wälder. Ganz hübsch und angenehm zu radeln. Vor der Grenze nach Serbien noch ein kleiner Berg. Auch an der Grenze tote Hose. Paar Minuten und ich bin drüben. Ein neues Land, Nummer 17 meiner Reise: Serbien.

Zugleich bin ich auf dem Donauradweg gelandet. Doch von der Donau ist nichts zu sehen. Stattdessen geht es ein kleines, hübsches Tal entlang. Im wundervollen Abendlicht fahre ich über einen kleinen Berg. Serbien liegt in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Die Sonne geht schon um vier unter.

Was soll ich um diese Zeit schon im Zelt? Ich beschließe, noch etwas im Dunkeln zu radeln. Dann schaffe ich es noch bis zur Donau. In Negotin, einer kleinen Stadt mit vielen ganz schönen Geschäften, kauf ich mir ne SIM-Karte und hebe Geld ab. Eine Stunde radle ich noch im Dunkeln und baue mein Zelt an einem kleinen, himmlisch ruhigen Strand auf.

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