#011 - Albanien, Nordmazedonien
Ab Peshkopi liegt immer weniger Schnee und es wird wärmer. Ich mache einen Abstecher zum Ohridsee in Nordmazedonien. Von dort geht es mal wieder an die Küste, zum Nationalpark Divjaka-Karavasta, in dem ich fast absaufe. Über die größere Stadt Vlorë fahre ich ins Vjosatal, das mich bis Griechenland führt.
19. Januar 2025: Von Ohrid nach Elbasan, Albanien
Zwei Tage lang, seit meiner Ankunft in Ohrid, hatte ich Rückenschmerzen, unterer Lendenwirbelbereich. Ich war verwundert, denn seit meiner Abreise vor zwei Monaten fühlte sich der Bereich eher entspannt an. Erst ärgere ich mich. Was soll das denn jetzt? Ich muss aufpassen, dass ich keinen Hexenschuss bekomme, bewege mich nur vorsichtig und nach dem Aufstehen erstmal krumm.
Dann erinnere ich mich, dass doch jeder Schmerz ein Zeichen ist, mir etwas sagen will. Es fällt mir leicht, mich für den Schmerz zu öffnen, mich ihm positiv zuzuwenden, ihn anzunehmen. Mein Kopf spielt auch mit. Vaterthemen tauchen auf. Wie wenig hat er mich unterstützt, weder bei Plänen und Projekten, noch bei Sorgen und Nöten. Und: Er hat mich mehrfach geschlagen. Auf den Hintern. Wegen unbedeutenden Sachen. Wie demütigend für mich.
Dieser Schmerz zeigt sich jetzt. Trauer umhüllt ihn. Der Schmerz fühlt sich verstanden. So plötzlich, wie er auftauchte, ist er auch wieder verschwunden. Ich nehme auch die Aufgaben wahr, die mir helfen, aus dieser gedemütigten Rolle, die immer noch in mir steckt, herauszuwachsen. Erstaunlich: Mein unterer Rücken fühlt sich jetzt ganz wohlig, lebendig und weich an. Wie schön.
Der Tag auf dem Rad ist unspektakulär. In der Auffahrt zur nordmazedonisch-albanischen Grenze auf einem kleinen Pass begegnen mir die ersten Reiseradler meiner Tour, vier Franzosen. Auf meine Frage antworten Sie mir, auf meiner weiteren Strecke wäre "some traffic". Ich ahne, dass es ein freundliches Beschönigen ist.
Vom Pass geht es nur noch bergab durch das Tal des Shkumbin. Rund vier Stunden brauche ich bis Elbasan. Echt viel Verkehr. Ich muss mich konzentrieren. Macht keinen Spaß. Zum Glück geht's meist flott bergab und der Wind schiebt. Von der Landschaft, eher unspektakulär, bekomme ich nicht so viel mit.
Die Frau vom Hostel in Elbasan gibt mir ein kleines Häuschen im Garten. Hübsch und romantisch. Zwei Männer sind auch hier untergekommen, ein Amerikaner, Künstler, hat lange in Taiwan gelebt, wartet auf ein Visum für Deutschland, will nach Leipzig. Und ein lustiger Ire, der sich in Tirana die Zähne hat machen lassen, 500 statt 3.000 Euro. Die Dialekte der beiden klingen toll, nur verstehe ich sie leider nicht so gut und mir entgehen ein paar gute Witze.