top of page

Marokko 2020

Freitag, 06.03.2020, Ruhetag in der Kasbah Tamnougalt bei Agdz

Ich habe zwei sehr anstrengende Tag mit der Überquerung des Djebel Saghro hinter mir. Heute ist wieder ein Ruhetag und Einkehr angesagt. Von der Route des Atlas Mountain Race ich habe mich verabschiedet. Die letzten Tage waren nochmal eine gute Erfahrung, aber ich erkenne, es ist einfach zu hart und der Spaß und Genuss kommen einfach zu kurz. Schon als MTB-Strecke ist es hart, sehr viel auf und ab und oft sehr geröllige Pisten, für mich mit meinem schweren Rad und Gepäck oft nicht mehr fahrbar. Wassermangel zwingt mich zum Durchhalten und ich kann nicht gut mein eigenes Tempo finden. Es gibt wenig Möglichkeiten, gemütlich Pause zu machen und Landschaft und Menschen auf mich wirken zu lassen. Auch das Ziel, es bis Tafraoute zu schaffen, war zu hoch gegriffen. Jetzt hab ich vielleicht die Hälfte geschafft und auf endlose anstrengende Rüttelpisten keine Lust mehr. Sie fordern nicht nur körperlich, sondern auch mental, ständige Konzentration ist angesagt, wo verläuft die beste Linie, brauch ich Schwung, um über eine Geröllpassage, einen im Weg sehenden Block oder durch weichen Schotter oder Sand durchzukommen. Oft war daher auch Schieben angesagt, auch um meinen Geist besser schweifen lassen zu können.

Ich frage mich natürlich auch, ob so eine Tour durch Asien im nächsten Jahr, wenn ich ein halbes Jahr frei habe auf Grund meines Sabbaticals, das Richtige ist. Es taucht erst mal Angst auf und Erschrecken, denn das ist doch mein Plan und der muss doch gefälligst klappen! Darauf bereite ich mich hier doch vor! Was, wenn sich dieser Plan als nicht gut herausstellt? Was mach ich dann mit meinem Sabbatical?

 

Langsam kann ich mich mit diesen Fragen anfreunden und fühle mich gar nicht so schlecht dabei. Es ist gut zu hinterfragen, was will ich wirklich, wo liegt meine Sehnsucht. Ich wünsche mir schöne Begegnungen mit der Natur und mit Menschen. Dadurch will ich mir selbst immer tiefer begegnen. Ich wünsch mir abe auch ein Zuhause. Kann es gelingen, dieses Zuhause-Gefühl ganz allein in mir zu finden, oder brauche ich dafür ein vertrautes Umfeld? Das hätte ich beim Radeln in fremden Ländern nicht.

Nach dem Frühstück spaziere ich durch die Palmeraie und denke über den Sinn einer Radreise nach. Fühle ich mich alleine oder mit anderen Menschen wohler? Früher war ich extremer Einzelgänger und sehr unsicher und dementsprechend zurückgezogen in Gesellschaft. Das hat sich schon sehr gebessert. Aber dass ich es genieße, in Gruppen im Mittelpunkt zu stehen und ich meine Schönheit, Stärke, meinen Witz, meine Intelligenz, meine Empathie als natürlich und selbstverständlich zu empfinden, das kommt doch immer noch sehr selten vor. Ist es vielleicht das, was ich in meinem Sabbatical weiterentwickeln will. Dann wäre eine Soloradreise nicht das geeignete. Ich werde mir Zeit nehmen und geben, das rauszufinden.

 

Der Palmengarten ist weitläufig. Vereinzelt arbeiten Menschen, steuern die Bewässerung, ernten Futterpflanzen. Sie sind mit Esel, zu Fuß oder mit Fahrrad unterwegs. Manche der Felder sind nachlässig gepflegt, andere sehr akkurat.

Auf dem Rückweg gehe ich durchs Dorf. Unter einem Baum sitzen ältere Männer. Einer kommt auf mich zu, begrüßt mich und wünscht mir alles Gute. Auf der anderen Straßenseite ist ein kleiner Shop mit jüngeren Männern. Ich trinke eine Limo, kaum trinkbare, süße Apfelplörre. Ich unterhalte mich etwas mit den Männern und ziehe dann durch das verfallene Lehmdorf zurück in meine Herberge, repariere zwei Schläuche, den von gestern und der hinten war heute morgen auch platt. Auch die Ortlieb-Lowrider vorne sind reparaturbedürftig. Die Befestigung der unteren Haken hat sich gelöst, auf beiden Seiten. Die entsprechenden Schrauben sind verlorengegangen. Leider passen meine Tools nicht, scheint mir eine Fehlkonstruktion. In meiner Unterkunft bekomme ich jedoch einen einigermaßen passenden Schraubenzieher und kann zwei Schrauben von weniger wichtigen Stellen umsetzen.

bottom of page