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#007 - Kroatien (Teil 3 - Split)

Ruhetage in Split, Kroatien, und Weiterfahrt Richtung Bosnien-Herzogowina

22. bis 29. Dezember 2024

Am Abend meiner Ankunft in Split ist bis auf Kneipen und Weihnachtsmarkt schon alles ziemlich dicht. Ich finde in der Altstadt aber doch noch eine geöffnete Bäckerei und sogar einen Supermarkt. Der Abend ist gerettet.

 

Die Altstadt gefällt mir sehr gut. Viele enge Gassen, schöne Plätze, offen zum Meer, alte Gemäuer und gepflasterte Straßen aus hellem, glattem Stein. Ich schleppe Unmengen an Lebensmitteln in meine kleine Wohnung im dritten Stock mit Blick auf die alte Stadtmauer. Kein Verkehrslärm, wie schön.

 

Ich stelle fest, dass meine Powerbank nicht mehr lädt. Sie hatte schon zuvor hie und da komische Dinge angezeigt. Resetten hilft nicht weiter. Ich brauche eine neue und finde sie in einem Fotoladen in der Altstadt. Ich klappere zwei Fahrradläden ab. Mit einem Ersatzriemen habe ich aber kein Glück. Muss mir den wohl nachschicken lassen und erstmal hoffen, dass der neue eine Weile hält.

 

Heiligabend drehe ich eine Runde durch die Altstadt. Überall Partystimmung, belebte Kneipen, auch auf den Straßen davor. Auf Plätzen sind Bühnen aufgebaut und es gibt Livemusik. Auf einer Bühne moderne Musik, Coversongs, Queen und so. Auf der anderen Tenöre. Weihnachtsklassiker sind keine dabei. An der Kneipe unten in meinem Haus komme ich mit Leuten ins Gespräch. Die haben aber schon ordentlich getankt. Ich ziehe an einem Joint und verschwinde dann lieber.

 

Innerlich kämpfe ich schon ein bisschen mit Einsamkeit. Nette Gesellschaft wäre jetzt schon ganz schön. Ich stehe jedoch nicht neben mir, kann ganz gut in mich reinspüren und mich mit der Atmosphäre in den Straßen verbinden. Das ist doch gar nicht so schlecht. Zuhause koche ich mir eine einfache Suppe, dazu Salat und eine Flasche Wein. Sehr lecker und ich bin ganz zufrieden. Die Powerbank und drei eBooks, die ich mir runterlade, sind meine Geschenke.

Ich gerate echt leicht in Stressmodus, stelle ich immer mal wieder fest. Heute zum Beispiel, Freitag nach Weihnachten, Ruhetag in Split, keine großen Pläne. Außer Wäschewaschen. Der Waschsalon ist praktischerweise gleich um die Ecke. Über die Feiertage war er zu. In mir fängt es an zu rattern. Wenn er weiterhin zu hat? Was mach ich dann? Schon bin ich im Stress. So ein flatteriges Gefühl ums Herz. Er hat natürlich geöffnet und alles geht glatt über die Bühne. Allerdings stelle ich fest, das mein Piniongetrieb Öl verliert. Es steht jetzt seit fünf Tagen in der Wohnung und da sind drei, vier Öltropfen unterm Rad. Das ist ein ernstes Problem und mein Stress ist einen Gang höher. Erste Reaktion: ich versuche das Problem zu ignorieren. Vielleicht verschwindet es ja von alleine? Recht schnell wird mir klar, das hilft gar nichts. Also untersuche ich das Getriebe, putze es, schraube den Staubdeckel ab. Da scheint die undichte Stelle. An der Ablassschraube liegt es nicht, aber jetzt tropft es da ganz munter raus. Ich schreibe den Pinion-Service an. Mehr kann ich gerade nicht tun. Ich bin etwas traurig, dass ich so ein Pech habe, wünsche ich mir doch mehr Leichtigkeit und Freude. Gut daran: Ich lerne, besser mit Stressmomenten umzugehen, dass ich Probleme lösen kann, nicht alleine bin und die Welt nicht gleich untergeht.

 

Meist jedoch genieße ich die ruhige Zeit in Split. Flaniere durch die Gassen. Mir gefällt die Stadt gut. Alte Gemäuer, engen Gassen, durch die ich flaniere und die hinter fast jeder Ecke Schönes, Verwunschenes, Marodes, Geschichtsträchtiges bieten. Auch die westlich angrenzende Vorstadt ist charmant. Durch sie führt mich ein Ausflug auf den Hausberg, der die Halbinsel, auf der Split liegt, abschließt. Schöne Ausblicke, die Sonne scheint, fast schon T-Shirt-Wetter.

Am letzten Tag nehme ich die Fähre nach Brač, die Insel vor Split. Ein kleiner Ort mit hübscher Kirche empfängt mich. Heute ist es noch wärmer. Tatsächlich habe ich irgendwann nur noch ein T-Shirt an und meine Hosenbeine gekürzt. Ich halte sogar die Füße ins Wasser. Fünfzehn Grad, schätze ich mal. Zuhause ist packen und ein bisschen am Fahrrad schrauben angesagt. Morgen geht es weiter Richtung Mostar, Bosnien-Herzegowina.

Als ich zum letzten Mal in Split morgens im schönen, warmen Bett erwache, verspüre ich Lust loszufahren. Die verzieht sich jedoch schnell und ich überlege kurz, meinen Aufenthalt zu verlängern. Der Ort gefällt mir gut und das entspannte Sein auch. Wie es sich gehört, reiße ich mich jedoch zusammen, frühstücke, packe und fahre los.

Durch die engen Altstadtgassen zum Meer. Auf kleinen, ufernahen Wegen, es ist auch mal ein Radweg dabei, geht es prima raus aus der Stadt. Die Sonne scheint und es soll sechzehn Grad geben. Schon bald lege ich Armlinge und Knielinge ab und fahre tatsächlich kurz-kurz. Welcher Genuss! Der frische Wind an meinen Armen und Beinen. 

 

Es geht landeinwärts, durch ein Tal, zunächst parallel zur Küste und gemächlich bergan. Alte, vernachlässigte Kulturlandschaft. Unspektakulär Dörfer. Ein freundlicher Kroate spricht mich an. Er hat siebzehn Jahre in Berlin gearbeitet. Eine  Omi winkt mir zu. Alle anderen übersehen mich. Ein dicker Berg taucht vor meiner Nase auf. 1.700 m hoch. Noch etwas Schnee auf Gipfel und Nordseite. 

 

In Stufen komme ich immer höher. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen und es wird kalt. Ich will noch über einen Berg, 700 m hoch, und wieder runter, wo es etwas wärmer ist die Nacht. Doch genau am Pass ist eine hübsche Lichtung mit einer kleinen Steinterrasse, wohl der Überrest eines Denkmals. Ideal zum Zelten mit Aussicht.

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