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#025 - Türkei (Teil 4, von Afyon nach Pamukkale)

Für ein paar Abschnitte auf Schnellstraßen mit breiten Seitenstreifen werde ich mit kleinen Sträßchen durch zauberhafte Täler belohnt und erreiche Pamukkale, wegen seiner Travertinterrassen ein touristisches Highlight der Türkei mit internationalem Publikum.

26. April 2026: Von Afyon nach Banas

Nur leicht schwermütig und mit leichten Kopfschmerzen mache ich mich auf den Weg. Das Erdbeben in Istanbul hinterlässt Spuren. Ich mache mir Sorgen um die Menschen. Etwas auch um mich. Aber ich bin ja schon ein gutes Stück weg und meistens draußen.

Eine Stunde muss ich entlang oder auf der Schnellstraße fahren, davon auch ein vierhundert Meter länger Tunnel ohne Seitenstreifen. Es ist flach, teilweise ärmliche Dörfer. Mir fällt auf, dass mich das Ärmliche und Fremde nicht mehr so bedrückt. Ich kann es besser annehmen. Vielleicht genauso wie das Ärmliche und Fremde in mir? Es watscheln viele Gänse mit ihren Küken rum und verteidigen diese vor mir. Manchmal passt auch eine alte Omi mit auf und hält die Brut mit einem Stöckchen zusammen.

Die Luft ist schön frisch, der Himmel klar mit dicken Haufenwolken, erst weiß, dann zunehmend dunkler. Die Landschaft, das frische Grün leuchtet wunderbar. Mir wird zunehmend leichter ums Herz und das Radeln macht Spaß. Hab ich nicht allzu oft. Pause in nem kleinen Städtchen, Einkaufen, Geld abheben, Essen und Tee Trinken, meine dritte Mütze kaufen. Die letzte ist im Waschsalon in Afyon geblieben.

Ein dicker Regenschauer zieht knapp an mir vorbei. Ich muss wieder ein Stück auf die Autobahn. Eine Stunde auf breitem Seitenstreifen, Musik auf den Ohren. Der nächste Schauer erwischt mich voll. Ich rette mich in ein kleines Restaurant. Leckere Linsensuppe. Den Çay bekomme ich geschenkt.

Ich biege in ein kleines Tal. Die Sonne kommt raus. Wow, geiles Licht. Das Tal ist idyllisch, hinreißend. Ich bin jetzt richtig im Flow mit mir und der Welt um mich. Zwei wahnsinnig nette jüngere Männer quatschen mich an. Einer kann etwas deutsch, der andere englisch. Klar gibt's auch ne Einladung. Ich will aber noch ein Stück weiter.

Mir wird klar, so leicht wird das nicht heute mit einem Zeltplatz. Alles ist nass und matschig, voll klebrig, das Zeug. Ich kann keine Feldwege reinfahren. Also frag ich mal in nem Dorf. Bei der Moschee treffe ich nur Frauen, jüngere und mittelalte. Sie scheinen recht aufgeschlossen. Kommunikation läuft über App. Ich sage "çadır", das Wort für Zelt. Eine, kein Kopftuch, selbstbewusst, attraktiv, etwas aufgedreht, ruft sofort laut "no, tschador". Ich forme mit den Händen ein kleines Zelt. Das (gewollte?) Missverständnis ist aufgeklärt.

Die Frauen rufen den Ortsvorsteher. Nein, es gibt keinen Platz zum zelten, sagt er. Der Boden sei aufgeweicht. Moschee ginge auch nicht. In fünf Kilometern gäbe es ein Hotel. Tja, nichts zu machen. Er will nicht. Ich vermute, die Frauen hätten ne Lösung gefunden.

Also ziehe ich weiter. Als ich mich so langsam mit dem Gedanken anfreunde, ins Hotel zu gehen, taucht ein Schotterweg auf, nicht zu gut ausgebaut, aber noch fahrbar. Am Ende finde ich ein wunderbares Plätzchen in einem lichten Pinienwäldchen. Meine Reifen sind dann doch noch ordentlich eingesaut.

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