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#024 - Türkei (Teil 3, von Istanbul nach Afyon)

Seltsame Geräusche meines Antriebes bescheren mir einen Extratag in Istanbuler Radläden. Doch dann setze ich mit der Fähre von Istanbul Yenikai über bis nach Yalova und setze meine Radreise durch Anatolien fort. Hübsche Täler und Seen wechseln sich ab mit langweiliger Landschaft. Es wird immer ländlicher und abgelegener, ursprünglicher. Einladungen zu Cay und nette Begegnungen häufen sich.

17. April 2025: Bonustag in Istanbuler Radläden

Gestern Abend habe ich nochmal die Riemenspannung überprüft. Die war okay. Allerdings erzeugte der Antrieb beim Rückwärtsbewegen des Riemens mahlende Geräusche. Ach du Riesensch...! Hinzu kam ein Knacken, wenn ich anschließend den Riemen spannte. Ich lokalisierte die Geräusche eher beim Hinterrad und stellte fest, dass die Riemenscheibe nicht richtig festsaß. Meine Diagnose: dort fehlt ein dünner Spacerring.
Also heute erstmal zum Radladen. Im ersten, ein schicker Laden mit teuren BMC-Rädern, sprach keiner englisch. Der freundliche Mechaniker verstand mein Problem aber auch so. Bevor ich einschreiten konnte, knallte er die Ringschraube, die die Riemenscheibe hält, so richtig fest. Sie wackelte immer noch ein bisschen. Trotz viel Kreativität, uns fehlte natürlich so was wie ne Kettenpeitsche zum Gegenhalten der Scheibe, bekamen wir sie nicht wieder lose.
Ich wurde zum nächsten Laden geschickt. So lernte ich mal Beşiktas kennen. In dem Laden war viel los und mir konnte nicht geholfen werden. Ich bekam den Tipp, es mal auf der asiatischen Seite zu probieren. Na toll, warum nicht gleich auf dem Mond? Gürsel Akay sei ein Bastlertypen, der richtige für Spezialfragen. Also mit der Fähre rüber nach Kadikoy und weiter nach Fenerbahçe.
Der Tipp war ein Volltreffer. Gürsel und sein Kompagnon kümmerten sich sofort engagiert um mein Rad. Das hintere Riemenrad sei so okay. Er lokalisierte das Problem in einem lockeren vorderen Riemenrad, zog es fest, spendierte mir einen Kaffee und reinigte noch mein dreckiges Rad. Fühlte sich kompetent und gut an. Ob jetzt alle Probleme gelöst sind, weiß ich nicht so genau. Ich bin jedoch wieder zuversichtlich und freue mich aufs Weiterradeln morgen.
Noch ein Nachtrag zu gestern. Nach meiner morgendlichen Qi-Gong-Übung fühlte ich mich plötzlich meinem Vater nah. Das Gefühl erinnere ich eigentlich nur dunkel aus meiner früheren Kindheit. Ich hatte Lust, ihn zu umarmen und ihm nah zu sein. Er war einfach nur präsent, nichts weiter. Ich genoss es, auch wenn Stimmen in mir versuchten, ihm drängende Fragen zu stellen.
Später am Tag, in der riesigen Großen Moschee, als gerade Gebete abgehalten wurden, brach es aus mir heraus. Trauer, über das versäumte. Vermissen. Auch Rührung, ihn und seine herzliche Seite wahrnehmen zu dürfen. Hach!

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