#017- Griechenland (Teil 5, Ruhetage auf Kreta)
Ich gönne mir zwei Wochen Auszeit in einer Ferienwohnung an der Südküste von Kreta. Entspannen und Nichtstun. Raus aus dem Weltreisemodus und seinen Anforderungen. Kleinere Ausflüge zu Fuß, per Rad und Bus. Begegnung mit mir selbst. „You can´t cycle away from yourself.” (frei nach Bob Marley)
7. März 2025: Letzter Ruhetag in meiner Ferienwohnung
Die zwei Wochen in meiner Ferienwohnung sind fast rum. So richtig gelang es mir nicht, mich wohl zu fühlen, die Zeit zu genießen, einfach nur zu machen, wozu ich Lust hatte. Zu all dem fehlte mir der Zugang. Das heißt, der Zugang zu mir, zu meinen Bedürfnissen, zu meinem Herzen.
Wo sitzt der Knoten? Eine Idee: ich habe zu bestimmten Gefühlen keinen oder nur schwer Zugang. Wut zum Beispiel. Das kann ich rational gut erfassen. In Situationen, die mich "eigentlich" wütend machen müssten, ich aber ruhig bleibe, allenfalls traurig werde.
Wie sieht es denn mit Einsamkeit aus? Könnte eine heiße Spur sein, monatelang alleine unterwegs in der weiten Welt. Keine Ahnung, wie sich das anfühlen sollte. Sehnsucht nach Zuhause, meinen Freund*innen, meinem Haus, dem schönen Bremen? Da habe ich den Hauch einer Ahnung. Aber richtig präsent ist mir das Gefühl nicht wirklich.
Der Einzelgänger, der sich lieber zurückzieht, als sich zeigt, steckt tief in mir, wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Direkt nach der Geburt von meiner Mutter getrennt. Gefüttert nach starrem Zeitplan. Krankenhaus mit fünf Jahren. Kinderverschickung. Kein Zugang zu Gefühlen und Bedürfnissen in der Familie.
Emotionale Vereinsamung ist mir sehr vertraut. Quasi der Normalzustand, der lange Zeit mein Leben bestimmte. Zugleich ist dieser Zustand, die Erkenntnis darüber so schmerzhaft, dass meine inneren Wächter (siehe Mike Hellwig) den Zugang verhindern, mich vor diesem Schmerz schützen.
Ich kann ihn jetzt etwas spüren, werde weicher, traurig. Die Wächter dürfen sich eine Pause gönnen. Das Meer vor meinem Fenster leuchtet tief blau. Ich verspüre zum ersten Mal den Impuls, ins Wasser zu springen. Immerhin war ich schon zwei Male mit den Füßen drin. Mit dem Friseur klappt es heute auch (nachdem ich einen Termin gemacht hatte).